Fällt es Ihren übergewichtigen Klienten schwer, strenge Diätvorschriften einzuhalten? Ständiger Hunger und Lust auf Süßigkeiten? Verständlich und möglicherweise unnötig: Eine Umstellung auf zuckerarme Ernährung verhilft bereits nach weniger als zwei Wochen zu einem besseren Stoffwechsel, reduziertem Übergewicht und verringertem Hungergefühl. Dies legt eine im Journal of the American Osteopathic Association (JAOA) veröffentlichte Übersichtsstudie nahe [1].
Vor sollte dabei High-Fructose Corn Syrup (HFCS) gemieden werden, erklären die Forscher. HFCS ist nach Ansicht de Osteopathen der wichtigste Verursacher von Fettleibigkeit. Der süße Saft ist äußerst beliebt bei Lebensmittelherstellern, wegen seines niedrigen Preises, aber auch wegen seiner im Vergleich zu normalem Zucker um 20 Prozent höheren Süßkraft. Er findet sich in industriell hergestellten Nahrungsmitteln und Getränken und wird in einem deutlichen Zusammenhang mit Gewichtszunahme gesehen [2]. Dies scheint besonders dann zuzutreffen, wenn er in Form von Erfrischungsgetränken zu sich genommen wird [3]. Aber warum ist das eigentlich so schlecht für uns?
Die Forscher berichten im JAOA, dass HFCS in der Leber etwa 19-mal schneller in Fett umgewandelt wird als Rohzucker. Der dafür verantwortliche Prozess – die De-novo-Lipogenese – schaltet bei HFCS in den schnellsten Gang.
Chronisch erhöhte Lipogenese in der Leber könnte den Forschern zufolge das Missing Link zwischen zugesetzten Zuckern einerseits und Stoffwechselstörungen andererseits sein. Dies wäre dann relevant für Adipositas, hohe Blutfettwerte, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, NAFLD, Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes.
„Wenn HFCS bei der Nahrung wegfällt und Platz für Nahrungsmittel geschaffen wird, die der Körper gut metabolisieren kann, verschwinden Hunger und Lust auf Süßes. So werden die Patienten gesünder, ohne dass sie dazu hungern oder Kalorien zählen müssen. Schon diese eine, einfache Veränderung hat das Potenzial, schwere Erkrankungen zu verhindern und die Gesundheit des Körpers wiederherzustellen.“
Nicht nur im Hinblick auf Fettbildung und -ansammlung lohnt es sich, HFCS-haltige Lebensmittel zu meiden. Ein immer häufiger auftauchendes Thema sind auch die AGEs, sogenannte Advanced Glycation Endproducts. Sie kommen vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln vor, die bei hohen Temperaturen zubereitet werden, können aber auch vom Körper selbst gebildet werden, wenn man viele zuckerreiche, industriell gefertigte Lebensmittel zu sich nimmt. Auch hier ist es vor allem wieder die Fructose, die mit der Bildung von AGEs in Zusammenhang gebracht wird.
Tiermodelle haben gezeigt, dass sich AGEs in verschiedenen Geweben ansammeln, darunter auch in Geweben, die mit peripherer Insulinresistenz und Veränderungen des Fettstoffwechsels assoziiert werden. Fructose scheint dabei von allen Zuckern eines der schnellsten und wirksamsten Glykationsmittel darzustellen.
Aber das ist noch nicht alles: Inzwischen wurde auch gezeigt, dass AGEs Zellfunktionen wie Fettstoffwechsel, Immunsystem, Oxidantienabwehr und mitochondriale Mechanismen stören. Außerdem können sie Organschäden in Leber, Muskelgewebe und Gehirn verursachen [4].
Natürlich ist das leicht gesagt: Versuchen Sie, Zucker im Allgemeinen und HFCS im Besonderen zu vermeiden. Ihre Klienten jedoch, die sich auf zuckerarme Ernährung umstellen möchten, werden im Supermarkt vor eine harte Herausforderung gestellt. HFCS ist in 75 Prozent aller vorverpackten Lebensmittel und Getränke enthalten. Daher ist es wichtig, dass Ihre Klienten vorm Supermarkt auf den Fersen kehrtmachen und stattdessen besser gleich zum Bioladen, Markt oder Bauern gehen.
[1] Jean-Marc Schwarz et al., Conversion of Sugar to Fat: Is Hepatic de Novo Lipogenesis Leading to Metabolic Syndrome and Associated Chronic Diseases?, The Journal of the American Osteopathic Association (2017).
[2]Juliana Bunim, "Obese Children's Health Rapidly Improves With Sugar Reduction Unrelated to Calories", University of California San Francisco. Retrieved 31 January 2016.
[3] White, J. S. (2009), "Misconceptions about high-fructose corn syrup: Is it uniquely responsible for obesity, reactive dicarbonyl compounds, and advanced glycation endproducts?", Journal of Nutrition. 139 (6): 1219S–1227S
[4] Aragno M, Mastrocola R., Dietary Sugars and Endogenous Formation of Advanced Glycation Endproducts: Emerging Mechanisms of Disease, Nutrients. 2017 Apr 14;9(4). pii: E385.