31.12.2023

Energie

Lesezeit (Minuten): 10

Inhalt

Energieverteilung

Selfish Brain

Unser Gehirn ist ein nahezu unersättlicher Energiekonsument. Warum? Bei Stress steigt der Energieverbrauch des Gehirns. Das bezeichnet man als Pull-Strategie des Gehirns. Sie ist wichtig für das Überleben, denn das Gehirn benötigt jede Menge Energie, um in gefährlichen Situationen schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die dazu benötigte Energie entzieht das Gehirn den anderen Organen des Körpers, weshalb man vom „egoistischen Gehirn“ (selfish brain) spricht [1]. Bei chronischem Stress verbraucht das Gehirn dauerhaft zu viel Energie. Das kann eine ganze Reihe von Beschwerden verursachen, darunter auch Müdigkeit und Erschöpfung.

Selfish Immune System

Auch das Immunsystem kann egoistisch („selfish“) sein. In bestimmten, lebensgefährlichen Situationen ist dies sinnvoll, denn dann benötigt das Immunsystem alle zur Verfügung stehende Energie, um eindringende Krankheitserreger möglichst schnell zu bekämpfen. Genauso, wie das „egoistische“ Gehirn anderen Organen Energie entzieht, kann dies in bestimmten Situationen also auch das Immunsystem. Das, was kurzfristig eine sinnvolle Überlebensfunktion unseres Körpers ist, kann jedoch, wenn dieser Zustand – zum Beispiel aufgrund einer chronischen Low-grade-Entzündung – länger anhält, zu einem chronischen Energiemangel anderer Organe mit äußerst schädlichen Konsequenzen führen.

Insulinresistenz als Strategie

Wie gelingt es dem „egoistischen“ Immunsystem und „egoistischen“ Gehirn, anderen Organen die Energie wegzunehmen? Dazu nutzen sie unter anderem den Mechanismus der Insulinresistenz. Wenn der Energiebedarf des Immunsystems und des Gehirns steigt, sorgen sie mithilfe dieses Mechanismus dafür, dass die anderen Organe nicht mehr so gut auf Insulin ansprechen.

Im Gegensatz zu anderen Organen benötigen das Immunsystem und das Gehirn kein Insulin, um Glucose aus dem Blut aufzunehmen. Andere Organe wie Muskeln und Fettgewebe sind jedoch darauf angewiesen. Wenn das Gehirn oder das Immunsystem diesen Mechanismus einsetzen, um die Glucosezufuhr zu anderen Organen drosseln, verbleibt mehr Glucose im Blut. Somit steht mehr Glucose zur Verfügung, die von den Zellen des Immunsystems oder des Gehirns aufgenommen werden kann.

Energie zurückgewinnen

Mit anderen Worten: Low-grade-Entzündungen und chronischer Stress sind häufige Ursachen für Energiemangel in bestimmten Bereichen des Körpers. Wie kann dein Klient oder deine Klientin diese fehlende Energie wieder zurückgewinnen?

  1. Low-grade-Entzündungen abbauen
  2. Chronischen Stress abbauen

Möchtest du mehr darüber erfahren, was du gegen die negativen Auswirkungen eines „egoistischen“ Immunsystems und „egoistischen“ Gehirns tun kannst? Dann schau dir das Programm der Natura Foundation an. Dort bieten wir eine ganze Reihe von Webinaren und Lehrtagen an.

Woher kommt die Energie?

Unser Körper gewinnt seine Energie aus Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten, die wir mit der Nahrung aufnehmen. Bei der Umwandlung von Nahrung in Energie spielen die Mitochondrien unserer Körperzellen eine wichtige Rolle. Das wollen wir hier nochmals kurz erklären:

Der erste wichtige Schritt ist die Verdauung. Die Verdauung der Nahrung beginnt bereits im Mund durch Kauen und Speichel. Dann wandert die Nahrung in Magen und Darm, wo sie in Moleküle wie zum Beispiel Glucose zerlegt wird. Die Glucose geht in den Blutkreislauf über und wird zu den Zellen transportiert.

In den Zellen wird die Glucose durch einen Prozess namens Glycolyse aufgespalten. Dabei entsteht Pyruvat. Dieses Pyruvat wird in die Mitochondrien transportiert. Die Mitochondrien sind die „Kraftwerke“ unserer Zellen. Im sogenannten Citratzyklus wird das Pyruvat in Adenosintriphosphat (ATP), NADH und FADH2 umgewandelt. Das sind energiereiche Moleküle, die zur Energiespeicherung dienen. Der wichtigste Energiespeicher ist ATP, mit dessen Hilfe Energie überall dorthin transportiert werden kann, wo sie gebraucht wird.

NADH und FADH2 speisen ihre Energie in die Elektronentransportkette der Mitochondrien ein. Dort wird sie zur oxidativen Phosphorylierung genutzt, durch die weiteres ATP entsteht. Insgesamt entstehen so etwa 90 % des in unserem Körper produzierten ATP. Abfallprodukte dieses Prozesses sind Wasser und Kohlendioxid, die wir unter anderem durch die Atmung ausscheiden. Dies alles zeigt, dass die Mitochondrien die entscheidende Rolle bei der Energieerzeugung unseres Körpers spielen.

Wann fehlt mir Energie?

Fehlende physische und mentale Energie sowie Müdigkeit können natürlich viele Ursachen haben. Eine mögliche Ursache kann jedoch darin bestehen, dass das „egoistische“ Immunsystem und das „egoistische“ Gehirn den anderen Organen des Körpers Energie wegnehmen. Andererseits kommen dafür jedoch auch andere Ursachen wie zum Beispiel Schlaf-, Magnesium-, Vitamin B- oder Eisenmangel in Frage. Am wichtigsten ist es in jedem Fall, die zugrundeliegende Ursache zu finden, damit das Problem von der richtigen Seite her angepackt werden kann. Die folgenden Ernährungstipps kannst du jedoch immer als begleitende Sofortmaßnahmen verwenden, um deinen Klienten schnell zu mehr Energie zu verhelfen.

Mehr Energie durch richtige Ernährung

Magnesium

Magnesium ist ein Mineralstoff, der an mehr als 600 Stoffwechselreaktionen in unserem Körper beteiligt ist, einschließlich der Energieerzeugung [2]. Magnesium erfüllt nämlich sowohl in der Glycolyse als auch im Citratzyklus entscheidende Aufgaben bei der Herstellung von ATP [3]. Daher trägt Magnesium zur normalen Energieerzeugung des Körpers bei.

Könnte dein Klient oder deine Klientin mehr Power und Schwung gebrauchen? Dann solltest du ihm oder ihr magnesiumreiche Nahrungsmittel empfehlen, wie zum Beispiel:

  • Kürbis- und Sonnenblumenkerne
  • Kakao
  • Nüsse
  • Spinat
  • Grünkohl
  • Bananen
  • Avocados
  • Mandeln
  • Lachs
  • Makrele

Eisen

Eisen ist ein Mineralstoff, der im Körper viele wichtige Funktionen erfüllt. Auch im Bereich der Energie spielt es eine wichtige Rolle. Eisen ist ein essenzieller Bestandteil des Hämoglobins. Hämoglobin ist das Protein der roten Blutkörperchen, mit dem sie Sauerstoff aus der Lunge in den restlichen Körpers befördern. Auf diese Weise werden alle Zellen mit Sauerstoff versorgt. Das ist wichtig, da die Zellen den Sauerstoff zur Erzeugen von Energie in Form von ATP benötigen.

Eisen kommt sowohl in pflanzlichen (Nicht-Häm-Eisen) als auch in tierischen Nahrungsmitteln (Häm-Eisen) vor. Aber nur Häm-Eisen ist von seiner Struktur her identisch mit dem von Natur aus im Körper vorhandenen Eisen, sodass er es besonders gut erkennen und aufnehmen kann. Möchtest du gern dein Wissen zum Thema Eisen und Eisenmangel auffrischen? Dann lies hier weiter.

Häm-Eisen Nicht-Häm-Eisen
  • Leber
  • Geflügel
  • Pute
  • Lachs
  • Thunfisch
  • Makrele
  • Austern
  • Muscheln
  • Pfeffer
  • Kakao
  • Spinat
  • Grünkohl
  • Brokkoli
  • Mandeln
  • Hülsenfrüchte*

*Hülsenfrüchte sind aus unserer Sicht nur begrenzt zu empfehlen. Hülsenfrüchte enthalten Antinährstoffe. Deshalb ist es auf jeden Fall ratsam, Hülsenfrüchte vor dem Verzehr über Nacht einzuweichen.

Vitamin B

B-Vitamine unterstützen die Freisetzung von Energie aus der Nahrung. Insgesamt gehören der Gruppe der B-Vitamine acht verschiedene Vitamine an, die zum Teil unterschiedliche Aufgaben im Körper erfüllen. Alle sind jedoch wichtig für die Erzeugung von Energie.

Welche Aufgaben erfüllen die B-Vitamine bei der Energieerzeugung? Wie bereits beschrieben, verläuft die Energieerzeugung in mehreren Schritten. Zunächst sorgen die Vitamine B1, B2, B3 und B5 für die Produktion des Enzyms Acetyl-CoA aus Makronährstoffen. Acetyl-CoA spielt eine Schlüsselrolle bei der Energieerzeugung, da es im darauffolgenden Citratzyklus benötigt wird. Beim Citratzyklus erfüllen die Vitamine B1, B2, B3, B5, B6, B8 und B12 wichtige Aufgaben. Und beim anschließenden Schritt der oxidativen Phosphorylierung spielen dann die Vitamine B2, B3 und B5 erneut eine wichtige Rolle [4]. Übrigens sollte bei der Supplementierung von B-Vitaminen möglichst immer ein Komplex verwendet werden, da die B-Vitamine untereinander in einer synergistischen Beziehung stehen.

Welche Nahrungsmittel enthalten besonders viel Vitamin B?

Nahrungsmittel Vitamine
grünes Blattgemüse Vitamin B2, B3, B5, B6, B7 en B9
Nüsse und Samen Vitamin B1, B2, B3, B5 en B6
Eier Vitamin B2, B5, B7, B8, B9 en B12
Fleisch und Fisch Vitamin B1, B2, B3, B5, B6, B8 en B12

Vitamin B12 ist in nennenswerten Mengen fast nur in tierischen Produkten und Algen enthalten. Da viele Menschen mit vegetarischer oder veganer Lebensweise nicht genügend tierische Produkte bzw. Algen verzehren, um ihren Vitamin-B12-Bedarf zu decken, solltest du bei dieser Personengruppe immer ein entsprechendes Supplement in Betracht ziehen. Dabei solltest du auf jeden Fall darauf achten, dass das Supplement die aktive Form des Vitamins enthält.

PQQ

Pyrrolochinolinchinon, abgekürzt PQQ, ist ebenfalls ein Substanz, die eine wichtige Rolle bei der Energieerzeugung spielt. PQQ ist eine vitaminähnliche Substanz, die mit den B-Vitaminen verwandt ist, jedoch im strengen Sinne nicht zu den Vitaminen zählt.

PQQ erfüllt wichtige Aufgaben bei Wachstum und Entwicklung der Mitochondrien. Was bedeutet das? PQQ interagiert mit der Substanz PGC1a. PGC1a reguliert die Expression von Genen, die am Energiestoffwechsel beteiligt sind. Durch die Interaktion mit PGC1a trägt PQQ zur Produktion neuer Mitochondrien in unseren Zellen bei. Darüber hinaus trägt diese Interaktion zur normalen Funktion der Muskeln, zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks sowie zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterin- und Lipidspiegels im Körper bei [5,6].

Weiterhin ist PQQ ein Cofaktor für Enzyme, die an Redoxreaktionen beteiligt sind, also an einem Prozess, bei dem Elektronen ausgetauscht werden. Diese Redoxreaktionen sind die Grundlage der ATP-Bildung. Dadurch, dass PQQ das Wachstum der Mitochondrien anregt, nehmen die Energieerzeugung und damit auch die Zellgesundheit zu. Somit leistet PQQ einen unverzichtbaren Beitrag zu Energie und Gesundheit!

PQQ ist besonders reichlich enthalten in:

Kiwis Papaya Petersilie Spinat

Die Wirkung von Bewegung, Biorhythmus und Stress auf die Gesamtenergie des Körpers

Bewegung fördert die Gesundheit, vor allem in Form von regelmäßig ausgeführten leichten bis mittelschweren Übungen. Das ist bekannt. Aber nicht jeder kennt wirklich alle Bereiche, auf die sich körperliche Aktivität positiv auswirkt. Bewegung regt nämlich nicht nur den Stoffwechsel an und senkt das Infektionsrisiko, sondern sie wirkt auch neuroprotektiv und schützt vor Zivilisationskrankheiten.

Welchen Einfluss hat der Biorhythmus auf unseren Energiehaushalt? Ein gestörter Biorhythmus wirkt sich nachteilig auf den Energiehaushalt und die allgemeine Gesundheit aus. Der Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert alle anderen natürlichen Zyklen des Körpers. Er beeinflusst unter anderem die Hormonproduktion, die Körpertemperatur und den Stoffwechsel. Ein gestörter Biorhythmus kann zu Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Energielosigkeit führen. Wenn der Biorhythmus deines Klienten oder deiner Klientin gestört ist, sollte er auf jeden Fall wiederhergestellt werden.

Wie bereits beschrieben, raubt chronischer Stress dem Körper kostbare Energie, weil das „egoistische“ Gehirn fast die gesamte vorhandene Energie für sich selbst in Anspruch nimmt, wenn es unter Stress steht. Deshalb solltest du deinen Klienten raten, Stress abzubauen. Was noch wichtiger ist: Rate deinen Klienten, sich nach Stressmomenten etwas Zeit zu nehmen, um sich zu entspannen, damit ihr Körper und Geist wieder in einen parasympathischen Zustand zurückkehren können.

Fazit

Energielosigkeit kann verschiedene Ursachen haben. Oft steht sie im Zusammenhang mit chronischem Stress und Low-grade-Entzündungen. Als schnelle Sofortmaßnahme kannst du deinen Klienten empfehlen, mit ihrer Nahrung mehr Magnesium, Eisen, B-Vitamine und PQQ aufzunehmen. Besonders wichtig ist es dabei, möglichst oft Fisch auf den Speisezettel zu setzen. Fisch ist eine reichhaltige Quelle von Magnesium, Eisen und Vitamin B. Und wer obendrein Kiwis und Papaya zum Nachtisch wählt, nimmt als Zugabe auch noch genügend PQQ zu sich. Auf diese Weise kannst du deinen Klienten schon kurzfristig zu mehr Schwung und Power verhelfen.



Literatur

  1. 1. Almajwal A, Alam I, Zeb F, Fatima S. Energy Metabolism and Allocation in Selfish Immune System and Brain: A Beneficial Role of Insulin Resistance in Aging. FNS. 2019;10(01):64–80.
  2. 2. de Baaij JHF, Hoenderop JGJ, Bindels RJM. Magnesium in Man: Implications for Health and Disease. Physiological Reviews. Jan. 2015;95(1):1–46.
  3. 3. Ahmed F, Mohammed A. Magnesium: The Forgotten Electrolyte—A Review on Hypomagnesemia. Medical Sciences. Apr. 2019;7(4):56.
  4. 4. Tardy AL, Pouteau E, Marquez D, Yilmaz C, Scholey A. Vitamins and Minerals for Energy, Fatigue and Cognition: A Narrative Review of the Biochemical and Clinical Evidence. Nutrients. 16. Jan. 2020;12(1).
  5. 5. Rucker R, Chowanadisai W, Nakano M. Potential physiological importance of pyrroloquinoline quinone. Alternative Medicine review. 2009;14(3):268–77.
  6. 6. Cheng Q, Chen J, Guo H, Lu JL, Zhou J, Guo XY, e.a. Pyrroloquinoline quinone promotes mitochondrial biogenesis in rotenone-induced Parkinson’s disease model via AMPK activation. Acta Pharmacol Sin. 28. Aug. 2020;